Ein weiteres supergutes sechster Doctor Buch, obwohl man zugeben muss, dass sich der Anfang doch recht zäh anlässt. Mel begegnet ein paar Schulfreunden und wir erhalten Einblick in das Alltagsleben einer bestimmten Computerfirma. Das ist nicht so richtig spannend (zumal der Autor wohl selber mal in so einer Firma gearbeitet hat, was zwar der Authentizität gut tut, aber dafür auch etwas ausschweifend in für Normalsterbliche eher uninteressanten Regionen wird) und auch ziemlich verwirrend, weil nicht nur der Leser einigen Fakten und Ereignissen nicht richtig folgen kann, sondern Mel und der Doctor auch nicht. Das ganze spielt zwar auf der Erde, aber so zehn oder fünfzehn Jahre in Mels relativer Zukunft. Es lohnt sich aber, sich durch diesen kleinen Dschungel durchzukämpfen, denn das wird später alles noch mal bedeutsam und erleichtert dann das Verständnis zu diesem Zeitpunkt ungemein.
Ausgesprochen aufregend fand ich die Tatsache, dass das Buch unmittelbar Bezug auf zwei Folgen der Serie nimmt, die man demzufolge auch gesehen haben sollte. Und zwar die beiden Folgen des zweiten Doctors mit den Yetis und der Großen Intelligenz (
The Abominable Snowmen und
The Web of Fear). Dieses Konzept und der bis dato erreichte Schlusspunkt in
The Web of Fear werden hier sehr schön wieder aufgegriffen und fortgeführt, um nicht zu sagen erweitert. Dazu kommt das Trauma das der
Trial of a Time Lord offenbar nicht nur beim Doctor (Stichwort Valeyard) hinterlassen hat, sondern auch bei den Autoren (jedenfalls setzen offenbar erstaunlich viele danach an ^^). Eine ganz tolle Einbindung in die Serie und ein Punkt, der das Buch so fantastisch macht.
Außerdem gibt es auch noch eine Anbindung an ein anderes Buch der Reihe (
System Shock), was mir selber nicht so viel hilft, weil ich das Buch nicht kenne. Man kommt aber auch gut ohne die Kenntnis klar.
Ein weiterer Punkt, der für mich die Qualität des Buches ausmacht, ist neben dem guten Schreibstil v.a. die ungewöhnliche Entwicklung der Geschichte. Alles scheint nach ungefähr einem drittel des Umfangs auf den Höhepunkt und damit dem Ende zuzustreben, aber statt der hier durchaus möglichen Auflösung des Ganzen, geht alles schief. Und wie schief. Plötzlich beginnt noch einmal eine – beinahe – ganz neue Geschichte mit ganz neuen Einblicken. Und neuen Anblicken von alt vertrautem. Das Ganze bekommt nun auch einen für
Doctor Who eher ungewöhnlichen fantastischen Touch, ohne aber fehlplaziert zu wirken. Hier kommen jetzt Konzepte ins Spiel, die in NewWho eher gestreift wurden (die Macht der Worte der Carrionites), aber für die Timelords von großer Bedeutung zu sein scheinen und hier den Fortgang der Handlung wesentlich bestimmen: Block Transfer Computation und Quantum Mnemonics. Ich kannte die vorher auch nicht, aber neben der sehr augenscheinlichen Darstellung der Auswirkungen, werden die auch nachvollziehbar erklärt. Ich fand jedenfalls diesen Teil sehr reizvoll.
Das Buch ist übrigens auch sehr nett für die, die schon in London waren, weil es dort angesiedelt ist. Und Canary Wharf scheint sehr reizvoll für Autoren zu sein, denn der Tower darf auch in dieser Who-Story eine prominente Rolle spielen – die sich leider nicht ganz mit der Verwendung als Torchwood 1 deckt. Schade
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Jedenfalls liegt das Buch ganz auf meiner Wellenlänge, vom zähen Anfang mal abgesehen (obwohl es u.U. vielleicht lohnt, den noch mal zu lesen). Der Doctor und Mel sind super getroffen (auch in der Tiefe) und vieles ist auch aus Sicht des Doctors geschrieben. Dazu spannend, mit einem Einblick und Verbindung zur Serie: ich bin begeistert! Meiner Meinung nach sehr zu empfehlen
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